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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Funktionsweise vom Gasgriff



daniel-30
30.08.2020, 16:02
Hallöchen, ich habe da etwas bei meinem Roller festgestellt und vielleicht kann mich jemand über diese Funktionsweise aufklären.

Roller: Peugeot Speedfight2 LC Bj.2004 2T

Der Gasgriff ist zur Regulierung der Geschwindigkeit gedacht. Vollgas bedeutet dann auch Endgeschwindigkeit, sollte man meinen. Eigentlich schon, jetzt komme ich aber zum Punkt.
Wenn ich nach Erreichen meiner maximalen Geschwindigkeit den Gasgriff langsam zurückdrehe, werde ich immer noch ein wenig schneller. Oder die Geschwindigkeit bleibt gleich, d.h. bei einer Gasgriffstellung von ca. 30–40 % bin ich mindestens genauso schnell wie bei Vollgas.

Beim Beschleunigen von 0 auf Maximum würde ich mit dieser Gasgriffstellung von 30 bis 40 % noch nicht einmal von der Stelle kommen.

Liegt jetzt der Fehler in meinem Kopf, weil ich es nicht verstehe oder was ist da los?

Ich hoffe ihr wisst was ich gemeint habe, es ist nicht so einfach dieses in Worte zu fassen.

Gruß Daniel

Pitbiker
30.08.2020, 18:46
....hatte mich geirrt........
Mfg. Peter

Kubi
05.09.2020, 06:50
Das hast Du schon ganz gut beschrieben. Ich hatte das schon bei Motorrädern mit Vergaser. Meine jetzigen Fahrzeugen haben Einspritzung. Da hab ich es noch nicht bemerkt. Ne Erklärung dafür hab ich aber auch nicht.

Hamburgo
05.09.2020, 09:08
Moin Daniel,

ich versuche es mal mit einer Erklärung.

Bei "Vario-Fahrzeugen" die gedrosselt sind oder einen Vergaser statt Einspritzung nutzen scheint mir das von
Dir beschriebene Szenario nachvollziehbar zu sein. Ich würde mal behaupten, dass hier zwei Faktoren eine
zentrale Rolle spielen.

Zum einen die Wirkungsweise der Vario.

Gerade in der Beschleunigungsphase wird wegen dem Wirkungsprinzip der Variomatik viel Drehzahl (vom
Motor) produziert und auch benötigt, um einen Kraftschluss zu erreichen. Erst danach wird die vom Motor
produzierte Drehzahl bzw. Kraft überhaupt an das Hinterrad übertragen. Im Ergebnis muss der Motor also
hochtourig laufen, um die Kraftübertragung initieren zu können. Eine Gasgriffstellung von 30 oder 40%
reicht deswegen nicht aus um vernünftig (oder überhaupt) vom Fleck zu kommen.

Zum anderen kommen jetzt noch etwaige Drosselungen, Drehzahlbegrenzer und die tendenziell
prinzipbedingte schlechte Energieeffizienz des Vergasers zum Tragen. Der Gasgriff reguliert ja zunächst
"nur" die Menge des dem Motor zugeführten Benzins. Im Vergaser wird ein Benzin-Luft-Gemisch erzeugt
das dann im Zylinder gezündet wird.

Das Benzin-Luft-Gemisch wird aber nicht gleichmäßig im Zylinder verteilt. Es bleibt immer auch etwas
unverbranntes Benzin im Motor zurück. Es wird also mehr Benzin zugeführt als tatsächlich verbrannt wird
(man spricht auch von einer zu fetten Verbrennung). Dies ist insbesondere bei Zweitaktern ein Thema.

Es wird also über die Gasgriffstellung "unkontrolliert" zu viel Benzin in den Zylinderkopf gebracht. Eine
Reduzierung der Gasgriffstellung kann in diesem Szenario also sogar zu einer saubereren und damit auch
energieeffizienteren Verbrennung führen, als eine Vollgasstellung. Eine Reduzierung der Gagriffstellung führt
also nicht zwingend zu einem Leistungsverlust. Der Roller kann die Geschwindigkeit halten. Verstärkt werden
kann dieser Effekt auch noch durch eventuell verbaute Drosselungen bzw. einsetzende Drehzahlbegrenzer.
Ein Absenken der Benzinzufuhr bzw. der Drehzahl (durch eine Änderung der Gasgriffstellung) führt deshalb
nicht zwingend eins zu eins zu einem Leistungsverlust.

Wie ineffizient die Benzinnutzung bei einem Zweitaktfuffie ist, kann man abschätzen wenn man den Verbrauch
mal mit dem Verbrauch eines 125er Viertaktrollers mit Einspritzung vergleicht.

Gruß
Jörg