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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ellyseo 125:Lichtmaschine läd nicht



Stefan
12.11.2006, 17:13
Hallo, Elliseure,

nachdem meine Elli (125er, BJ. ´99) inzwischen richtig Meilen gemacht hat (km-Stand z.Zt. ca. 38.000, diverse Macken beseitigt, aber nichts wirklich gravierendes) hab ich aktuell ein Lima-Problem. Zunächst ging die Zündung unterwegs aus, ohne Licht (das ich reflexartig im Ausrollen ausgemacht hatte, die Kupplung hatte noch nicht geöffnet) kam ich aber noch die restlichen km zur Arbeit.

Neue Batterie (alte war ohnehin ziemlich fertig und der Winter kommt) und alles mal eine Nacht durchgeladen - Abfahrt. Ein provisorisch mitlaufendes Voltmeter zeigte aber gleich wieder permanenten Spannungsabfall. Also ohne Licht im letzten Büchsenlicht heim (19 km).

Da die alte Batterie "ein Ohr" ab hatte, schien mir ein defekter Regler (Dioden durch Wackelkontakt durchgeschossen) das Wahrscheinlichste. Also neuen Regler organisiert (ein (fast) identisches Teil für eine Yamaha, 74,- statt 128,- € für das Peugeot-Teil, aber dazu nach einiger Erfahrung später mehr) und eingebaut. Leider immer noch keinen Ladestrom. Alle 4 Käbelchen (Kabel kann man zu diesen dünnen Adern ja wohl nicht sagen) zwischen Austritt Lima-Gehäuse und Limastecker bzw. Batterie haben Durchgang. Wat nu?

Folgendes konnte ich messen:......................(Anschlüsse selbstherrlich getauft)

Spulenanschluss 1 gegen 2: ca. 1,2 Ohm........(OK, bei so kleinen Widerständen
2 gegen 3: ca. 0,6 Ohm...................................lügen auch gute DigiMultimeter,
3 gegen 1: ca. 1,2 Ohm...................................und meins ist ein gutes)

1 gegen Masse 9,5 M Ohm.............................( also wohl vermutlich kein
2 gegen Masse 9,4 M Ohm...............................Wicklungsschluss gegen Masse)
3 gegen Masse 10 M Ohm

Soweit im Stand am abgezogenen Regler-Stecker gemessen. Nun wird´s interessant. Im Leerlauf (Lima-Frequenz ca. 350 Hz) kann ich folgendes am abgezogenen Regler-Stecker messen:

1 gegen Bat.-: 1,2V gleich; 0,9V Wechselanteil
1 gegen Bat.+: 13,3V gleich; 0,7V Wechselanteil
2 gegen Bat.-: 2,7V gleich; 1,4V Wechselanteil
2 gegen Bat.+ 14,6V gleich; 2,4V Wechselanteil
3 gegen Bat.-: 1,8V gleich; 1,8V Wechselanteil
3 gegen Bat.+: 14,5V gleich; 1,8V Wechselanteil

Blaues Lima-Kabel (ich vermute, der Sternpunkt der Spulen):
gegen Bat.-: 0,3V gleich: 2,5V Wechselanteil
gegen Bat.+: 12,5V gleich; 2,5V Wechselanteil

Die Bat.-Spannung betrug bei allen Messungen etwa 12,6V (Ich musste nach einer Woche (Regler-Lieferzeit) etwas orgeln).

Folgendes verblüfft mich:

Die Lima-Spannung geht gegen Bat.+ ???
Die Spule mit dem niedrigen Widerstand ist wohl doch nicht defekt ???

Hat jemand einen Schaltplan, wie die Lima im Detail geschaltet ist (einen großen Übersichtsplan habe ich)?
Irgendwelche Werte, mit denen ich meine Messungen vergleichen kann?
Irgendwelche Werte, ab wann etwas gut / schlecht ist?

Welche Leistung hat die Lima überhaupt? (Ich habe inzwische Heizgriffe dran, da ich den letzten Winter voll durchgefahren bin)

Mit Öffis brauche ich jeden Tag 1 Stunde länger zur Arbeit als mit der Elli. Besten Dank für jeden Tip, mich davon wieder zu erlösen.

Viele Grüße

Stefan

(Wer misst, misst Mist. Wer viel misst...)

Glückspirat
13.11.2006, 08:03
Hallo. Welche Spannung hast du an der Batterie bei laufenden Motor? Und einen ähnlichen Regler von einer Yamaha zu verwenden halte ich nicht für sehr sinnvoll auch wenn der billiger ist :)

Stefan
13.11.2006, 21:10
Hallo, Glückspirat,

an der Batterie lag genau die Spannung an, bei der ich das Ladegerät abgeklemmt habe. Sie nahm dann durch das Starten ab und blieb während meiner Messungen bei laufendem Motor fast konstant bei 12,6V, abnehmend um 0,1 V / 1/4-Stunde durch die Zündung. Wenn ich das Licht angemacht habe, ging es natürlich schneller bergab. Also die Lima läd eindeutig nicht. Ich hab auch kurz das Multimeter als Ampèremeter dazwischen geklemmt und zum Starten anschließend überbrückt. Immer nur Ströme aus der Batterie, jeweils passend zu den Verbrauchern, leider.

Guter Rat also nach wie vor teuer...

Zum Regler kurz folgendes:

Eingebaut war ein Regler mit dem Aufdruck SH650D-11. Dazu habe ich ( hier: http://www.paulmilner.com/yamaha/handbuch/1100servicemanual.pdf Seite 2-18) herausgefunden:

Hersteller Shindengen, Japan
geregelte Leerlaufspannung (also lastlos, je nach Drehzahl und Bat.-Level): 14,1V - 14,9V Gleichrichter: 18 A, Spannungsfestigkeit 200V.

Bei dem möglichst gleich bestellten (optisch sind sie identisch) Regler fand ich dann unter dem Label-Ticket des Lieferanten (hier TourMax) den Herstelleraufdruck SH650A-12. Für den wird in diversen Qellen ebenfalls ein Regelbereich von 14,1V - 14,9V angegeben. Viel kann der also nicht daneben liegen, aber natürich wird es Differenzen geben, die versuche ich gerade herauszufinden. Darum, Folks, wartet bitte ab, bis ich die ersten Betriebserfahrungen habe. Die werd´ich dann hier posten.

Viele Grüße

Stefan

Stefan
10.12.2006, 22:40
Hallo, Ellifahrer,

die Lima ist gerettet. Das war aber auch ein fieser Fehler. Aaaaaaalso:

Die Lichtmaschine (Stator) ist im Motorgehäuse hinter dem rechten Seitendeckel eingebaut. Drum herum dreht sich das Polrad, das gleichzeitig das "Schwungrad" der Kurbelwelle ist und die (6) Magnete trägt. Der Stator besteht bei der 125er aus 18 sternförmig angeordneten Spulen, die insgesammt mit den 6 Magneten ein "normales" 3-Phasen Drehstromsystem bilden, bis zum Gleichrichter/ Regler.

Eine Spule ist wie üblich aus Kupferlackdraht gewickelt. Dieser springt am Fuß der Wicklung dann zur drittnächsten Spule, nach dieser Wicklung dann wieder zur Drittnächsten u.s.w. (und das Alles natürlich dreifach) Diese Verbindungsdrähte tragen am Innendurchmesser des Statorsterns etwas auf, vor allem dort, wo die Spulen zusammengeschaltet und die drei gelben Kabel angepresst sind, die aus dem Mortorgehäuse kommen und zum Regler führen. Diese Verbindungen liegen dummerweise unten und auf der Seite, die in Richtung Kurbelwelle zeigt. Dort war der Isolierlack durch das im Schwungrad mitgerissene Öl regelrecht abgewaschen. Dies führte zu einem teilweisen Kurzschluss durch das teilweise leitfähige Motoröl, solange der Motor läuft. Steht er und ist das Öl in die Ölwanne zurückgelaufen, liegt die Lima komplett über dem Ölspiegel und alle Isolierwerte, die man von außen messen kann, sind in Ordnung! Ätsch!

Die Reparatur umfasste also: Ausbau des Stators, alles grob entfetten, an allen drei betroffenen Anschlüssen je eine Umdrehung Draht abgewickelt (an allen Phasen gleichmäßig!!!), damit fast alle blanken Stellen entfernt. Eine darunter liegende blanke Stelle nach sehr gründlicher Entfettung 6 mal mit Speziallack zur Nachisolation von E-Maschinen nachisoliert, dann die 3 gelben Zuleitungen wieder angeschlossen, alles noch mehrfach mit Isolierlack übergespritzt, dann Remontage. Nun hat sie halt 1 - 2 Watt (von 235) weniger Leistung.

Die eigendliche Ursache für das Problem lag jedoch im wahrsten Sinne des Wortes etwas tiefer. Im Zentrum des Stators ist im rechten Seitendeckel nämlich ein Simmerring. Das Öl kommt durch einen Kanal im Seitendeckel von der Ölpumpe hinter diesen Simmerring und wird von dort in die hohl gebohrte Kurbelwelle gedrückt, um das untere und evtl. (Vermutung meinerseits) auch das obere Pleullager zu schmieren. Die Bohrung hab ich zuerst für einen Zentrieransatz fur´n Abzieher gehalten, aber als nach einigen Tagen das Öl komplett abgelaufen war, konnte man sie sehen: richtig schöner Maschinenbau.

Der Simmerring war nun offensichtlich soweit verschlissen, dass relativ viel Öl den Seitenausgang genommen hat und dann im Schwungrad noch einige Runden mit umlaufen musste. (Das erklärt m.E. auch die relativ vielen Lagerschäden älterer Ellis, von denen man so im Netz liest). Also rate ich dringend, ab einer gewissen Laufleistung (best guess 25000 +) einfach mal diesen Simmerring auszuwechseln, auch wenn er fette 12,- Euro kostet, obwohl er nur so groß wie ein zwei Euro-Stück ist. Dazu kommt noch die Gehäusedichtung für ca. 5 Euro (Ich nehme Flüssigdichtung nur im absoluten Notfall, ich mag keine leckenden Maschinen) aber dafür hat die Elli dann auch wieder richtig Öldruck an den Lagern und die Lima kann nicht "zerwaschen" werden.

Um zu sehen, ob die Reparatur dauerhaft ist, hab ich noch provisorische Anschlüsse für ein Multimeter verlegt. Auf den ersten Touren zeigt sich nun wieder absolut normales Verhalten. Die Lima läd, die Spannungen stimmen. Der Regler regelt alle Belastungen prompt aus, selbst mit Licht und Heizgriffen geht noch Strom zur Batterie. Nur wenn dann das (bei mir doppelte) Bremslicht oder die Blinker dazukommen, muss die Batterie etwas "spendieren".

Einen guten, rutschfreien Winter wünscht

Stefan

Glückspirat
11.12.2006, 06:56
Hallo Stefan!

Respekt, Respekt. Das sind Fehler die Mechanikerherzen zum Wahnsinn treiben können.

s.m.s
09.08.2011, 11:37
Hallo Stefan!
Möchte mich bei dir ganz herzlich bedanken,mein Elyseo 125,Bj.99, 40tkm hatte jetzt das gleiche Problem mit der Lichtmaschine,wie du es beschrieben hattest.Habe alle so gemacht wie du es geacht hast,und er läuft(Lima läd wieder)Ohne diese super Rep.Anleitung hätte ich mich nicht an die Rep.dran getraut.Danke,Hat mich nur 11Euro Dichtung und 16 Euro Simmerring gekostet(wollte ihn eigentlich schon zum Schrott bringen)Die Lima hat ein Kollege nach deiner Anweisung instandgesetzt(eine neu kostet 240Euro)Noch mal danke ,auch an alle anderen,die sich so eine Mühe machen um hier im Forum anderen zu helfen!!!!
gruß Jürgen