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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : die ersten 1000km



***125***
16.12.2011, 12:54
Ich: 51Jahre, Ganzjahresfahrer, zwischen 35km und 50km tgl. Fahrleistung

Fahrzeug: Peugeot Citystar 125i, weiß, BJ 10/2011

Anbauten: hohes Windschild (original Peugeot), Topcaseträger (original Peugeot), Spiegelverlängerungen, Lenkerstulpen, Topcase

meine bisherigen Mopeds: Piaggio SKR125, Suzuki GS125, Yamaha YBR125, Kymco Yager GT125

Erfahrungsbericht nach 1000km:

die positiven Eindrücke überwiegen klar. Dabei muß ich sagen, daß der Motor eine überragende Rolle spielt. So etwas von spritzig, schnell, dabei extrem laufruhig und erfreulich leise ist mir noch bei keinem meiner Fahrzeuge untergekommen. Nun gut, 14PS und eine Einspritzanlage hatte auch noch keiner. Dennoch, dieses Aggregat ist eine Klasse für sich!

Die Sitzposition ist für mich (178cm, 75kg) sehr gut. Der Sitzhöcker ist an genau der richtigen Stelle. Wenn ich mich da anlehne sind die Arme im bequemen Winkel. 100%ig bequem. Der Wetterschutz ist für mich als Ganzjahresfahrer ohne zusätzlichen Schutz unterdurchschnittlich. Die Serienscheibe kann man vergessen, wurde von mir gleich mal durch die hohe Scheibe von Peugeot ersetzt. Liegt bei 130€, Anbau dauerte in der Werkstatt eine dreiviertel Stunde und kostete entsprechend. Selber anschrauben war mir ehrlich gesagt zu schwierig (Front abbauen, Scheibengestänge im Armaturenbrett verschrauben usw.). Aber auch mit hoher Scheibe ist noch weiterer Schutz nötig. Die Lenkergriffe liegen ungeschützt im Fahrtwind, da die Scheibe nicht breiter als das Original ist. Hier hab ich mir Moobilo-Lenkerstulpen besorgt (ab 10€ bei eBay). Besser als der dickste Handschuh. Sehen zwar recht martialisch aus, hilft aber! Die Oberschenkel bekommen den Fahrtwind auch nahezu ungeschützt ab, da die Rollerfront etwas zu niedrig ist. Hier behelfe ich mir mit einer Rollerschürze.

Das Helmfach ist zwar groß, aber unpraktisch. Am vorderen Ende ist es nur ca. 10cm hoch, dafür ist die Sitzfläche großzügig ausgehöhlt. Aber einen Einkauf verstaut man in einem tiefen Helmfach besser. Die Werksangabe von „ein Vollvisier- und einen Jethelm bekommt man unter“ stimmt. Daß das Helmfach unbeleuchtet ist stört mich nicht. Schon etwas, was nicht kaputt gehen kann. Wenn man das Helmfach öffnet, muß der Lenker gerade stehen, sonst fällt der Sitz wieder zu. Hier fehlt die Aufhaltefeder. Außerdem kommt der aufgestellte Sitz oft mit dem Blinkerschalter in Kontakt und schaltet ihn unbemerkt an.

Die Armaturen sind ok. Schaltet man die Zündung ein, leuchten erst mal alle Kontrollleuchten auf. Ein tägliches kleines Feuerwerk... Die Tachoanzeige ist für mich etwas zu klein, da braucht's manchmal einen zweiten Blick um zu erkennen, wie schnell man gerade fährt. Der Blinker hat einen Piepswarnton der ab ca. 75km/h nicht mehr zu hören ist. Leider sind die Blinkanzeiger nicht oben sondern am unteren Rand der Armaturen platziert, wo man sie gerne mal übersieht (zumindest tagsüber, nachts sind sie sehr hell).

Im Display dominiert die Digitaluhr, sie ist dadurch leicht ablesbar. Für Ganzjahresfahrer wäre es vermutlich besser gewesen, wenn die Temperaturanzeige die größere Anzeige bekommen hätte. Aber es ist schon ein prima Fortschritt so ein wichtiges Accessoire zu haben. Vor allem, da die Anzeige sehr genau ist und erfreulich schnell reagiert. Dazu gibt’s noch einen Eiswarner in Form einer Schneeflocke. Diese erscheint ab +3°C, ist aber viel zu unscheinbar. Wenn man schon einen Warnhinweis geben möchte, dann doch bitte rot blinkend. Beim Zündung einschalten erscheint im Display kurz die Anzeige, wie lange man noch bis zur nächsten Inspektion fahren darf, nett. Apropos Inspektion: ein 10000km-Intervall ist doch mal äußerst erfreulich! Peugeot scheint seinem Produkt zu vertrauen.

Nun zu den Schaltern an den Lenkerenden. Der Blinkerschalter ist extrem leichtgängig. Der Hupenknopf ist recht gut zu erreichen, aber etwas zu klein, dafür ist das Horn schön laut, schon fast „automäßig“. Eine Warnblinkanlage gibt’s auch. Keine Möglichkeit das Licht komplett auszuschalten, man kann nur zwischen Abblend- und Fernlicht switchen. Es gibt auch noch einen Lichthupenschalter, der direkt „unter“ dem linken Zeigefinger platziert wurde. Gut zu greifen. Der Starterknopf ist Standard und damit gut zu bedienen.

Die Karosserie ist schon ein Hingucker, nicht zu lang, nicht zu breit, einfach perfekt! die verwendeten Materialien machen einen hochwertigen Eindruck, Spaltmaße sind recht gering und gleichmäßig. Was gleich auffällt sind die weit außen platzierten vorderen Blinkergläser. Außerdem stehen sie noch etwas ab, was sie beim engen rangieren extrem gefährdet. Es gibt zwei Scheinwerfer, was hübsch aussieht, aber in der Lichtausbeute etwas enttäuschend ist. Sind nicht heller als ein guter Einzelscheinwerfer. Besonders beim Fernlicht dürfte es gerne etwas mehr sein... Ein kleines Handschuhfach mit 12V-Anschlußbuchse steht auch noch in Kniehöhe links zur Verfügung. Leider ist es nicht abschließbar. Der Tankstutzen befindet sich knapp über Trittbretthöhe hinter einer Klappe mit Schloß. Diese ist sehr umständlich mit Schlüssel zu öffnen und fummelig zu betanken. Immerhin ist spritzfreies tanken fast 100%ig möglich. Der Auspufftopf ist aus Edelstahl, sehr erfreulich. Hinter dem Auspufftopf befindet sich der Ölmeßstab. Manchmal fragt man sich ja schon, was der Konstrukteur sich bei so einer Platzierung denkt... Das Aufbocken auf den Hauptständer geht mittelschwer von der Hand. Beim Abstellen auf dem Seitenständer steht das Fahrzeug im genau richtigen Winkel (man kann auch mit ausgeklapptem Seitenständer den Citystar starten, beim Gasgeben geht er dann aus. Sehr praktisch!) Um ein Topcase zu befestigen, muß man sich einen anderen Heckträger von Peugeot besorgen (80€). Eine ärgerliche Mode diverser Hersteller. Einen Topcaseträger darf man eigentlich serienmäßig erwarten!

Zum Fahrverhalten ist zu sagen, daß die Vorderachse leicht kippelig ist, dadurch fällt sie geradezu in die Kurven, möchte fast sagen, der Roller ist kurvengierig. Die Stoßdämpfer sind sehr „sportlich“, eventuell könnte man sie etwas weicher einstellen, die Federn sind bei langen Bodenwellen gut. Auf der anderen Seite ist diese Einstellung auch dafür verantwortlich, daß selbst bei größeren Schlaglöchern und anderen Asphaltschäden die Fahrt extrem stabil bleibt. Prima auch beim Gleise kreuzen, selbst wenn man diese im spitzen Winkel überfährt. Die Bremsen sind spitze! Zwar gibt es kein ABS, aber die Stopper neigen auch nicht zum blockieren, dennoch sind sie sehr kräftig und bringen das Gefährt in sehr kurzer Zeit zum stehen. Der Benzinverbrauch von 3,8l/100km ist akzeptabel, vor allem weil dieser Spaßmotor einen geradezu zum zügigen Fahren nötigt...

Jetzt bin ich nur noch gespannt, wie wintertauglich das Teil ist (Rostanfälligkeit, Batteriequalität, Spurstabilität im Schnee usw.).

Geschi
16.12.2011, 14:05
Danke, für den schönen Bericht.
Ich bin erst einmal kurz gefahren, aber dieser Roller kam überhaupt nicht in die Gänge, da dürfte was nicht i.O. gewesen sein, werde im Frühjahr dann eine Probefahrt machen.

afri
20.12.2011, 07:49
Wow, vielen Dank für deinen super ausführlichen Testbericht, da bleiben ja fast keine Fragen mehr übrig!
Ich komme aus der Nähe von dir (Reutlingen) und hätte deshalb eine Frage an dich (falls es nicht zu indiskret ist): wo hast du den Citystar gekauft und was hast du dafür bezahlt, ich überlege mir nämlich im Frühjahr auch einen zu kaufen.
Grüße, afri

***125***
21.12.2011, 12:41
hallo afri,
gekauft hab ich das teil bei CITYROLLER in stuttgart-fasanenhof. es war der einzige händler der ein ausstellungsstück hatte. da mein vorgänger (kymco yager) mit 17oookm einen motorlagerschaden hatte und ich den nicht mehr reparieren lassen wollte (das ding ist toll, aber zu unzuverlässig), mußte es schnell gehen. empfehlen kann ich den händler aber nicht unbedingt. er ist zwar prima, was reparaturen engeht, aber viel zu teuer! inspektionen ca. 200€. da hab ich einen kleinen schrauber um die ecke, der ist mir lieber.

***125***
21.12.2011, 12:43
nachtrag:

du wolltest ja noch wissen, was ich bezahlt habe. nach inzahlungnahme meines yager noch 2700€

afri
21.12.2011, 13:35
Hallo ***125***, danke für die Infos. Ich war auch schon zweimal beim Cityroller, Roller anschauen und Probefahrt machen. Gibt er auf die Listenpreise Rabatt? Was hast du denn für deinen 1000er Kundendienst bezahlt?
Grüße afri

Ruedi1952
22.12.2011, 11:43
Auf Listenpreise gibt es fast immer Rabatt man sollte nur vorher bei verschiedene Händler eine Preisanfrage machen.
Bin selber Händler und wir haben nur ganz wenige Produkte wo die Listenpreise = VK Preise sind.

***125***
23.12.2011, 13:08
hallo afri,
ob es rabatt gibt, liegt wohl an deinem talent zum runterhandeln... ich habe für die 1. inspektion bei cityroller €155,55 bezahlt. finde ich reichlich viel, aber die inspektionspreise sind wie gesagt bei diesem händler m.E. sowieso recht dreist. aber auf grund der garantiebestimmungen wollte ich da kein risiko eingehen und bin nochmal zu diesem händler gegangen. das letzte mal!

afri
24.12.2011, 12:51
Danke für die Infos
afri

achim65
04.01.2012, 20:35
Hallo,
vielen Dank für den tollen Testbericht.

Fahre im Moment einen Elyseo 150 der mit dem hohen Windschild und den Handprotektoren einen sehr guten Wetterschutz bietet.
Aber ewig wird es der nicht mehr machen. Bin deshalb sehr am Citystar interessiert.

Schreib doch dann demnächst bitte nochmal wie Du im Winter zurechgekommen bist.

Gruß
Achim

***125***
24.02.2012, 17:31
Wintererfahrungen

Wie versprochen, berichte ich über den ersten Winter mit meinem Citystar.

Das Wetter, bzw. der fehlende Schnee, lies ja eine fast durchgehende Benutzung des Rollers zu. Das freut den Ganzjahresfahrer! Inzwischen hab ich über 2500km aufm Tacho.

In einem Citystar-Testbericht (ich glaube es war in der „Motoretta“) wurde die Seitenwindempfindlichkeit bemängelt. Das kann ich voll und ganz bestätigen. Eine kräftige Seitenböe und man hat heftig zu kämpfen, das Fahrzeug in der Spur zu halten. So eine Unart kannte ich bisher bei keinem meiner Mopeds. Besonders das Vorderrad ist hier sehr sensibel. Hier hilft wirklich nur noch: Tempo runter!

Bei Nässe kommen die Michelin-Reifen schnell ins Rutschen. Die Griffigkeit des Gummis läßt doch sehr zu Wünschen übrig, besonders nasse Gullideckel in Kurven sind sein Feind. Und das leider auch bei geringen Geschwindigkeiten! Beim Reifenwechsel werde ich den Heidenau K62 aufziehen, mit dem habe ich sehr gute Wintererfahrungen gemacht.

Prima ist die geringe Rostanfälligkeit des Fahrzeugs. Beim eben durchgeführten Frühjahrsputz fiel mir nicht eine einzige angerostete Schraube oder Kabel auf. Sehr, sehr erfreulich! Und das, obwohl auch in diesem Winter mal wieder nicht mit Salz gespart wurde...

Ebenso erfreulich war das Startverhalten der Batterie. Obwohl es ja Nachttemperaturen bis an die -20°C gab, sprang der Roller am nächsten Tag wie gewohnt an und lief sofort rund.

Etwas irritierend war bei den starken Minusgraden aber das Verhalten der hinteren Stoßdämpfer. Sie brauchten ca. 500m um den Dienst aufzunehmen. Dann waren sie von den Schlaglöchern so „weichgeklopft“, daß alles wieder normal funktionierte. Jedoch, wie gesagt, das passierte nur ab ca. -5°C.

Ansonsten muß ich aber sagen: ein tolles Gefährt! Es ist jeden Tag eine wahre Freude mit dem Teil durch die Stadt zu brausen. Ich habe den Kauf noch keinen Tag bereut!

mauzii
24.02.2012, 18:03
guter ausführlicher besricht :)

so genau hab ich bis jetzt noch nie was gestested....respekt .

nuja im allgemeinen sind gullideckel jeden "bikers" feind . ob die umstellung (anderer reifenhersteller) viel helfen wird,
kann ich da auch nicht viel sagen. die besten wintererfahrungen hab ich bis mit metzeler reifen gemacht.
die haben bis jetzt nach meiner erfahrung den bsten grip :) ..... und leider auch den grösten verschleiß :( .

der heidenau K62 lag war für mich bis jetzt bei winterwetter nicht der beste (aber auch nicht der schlechteste).
den K62 gibts ja auch als snowtex variante. den hatte ich noch nie .
ist zwar ein wenig teuerer ....aber wenn das eigenlob des herstellers nicht zu sehr stinkt und und er wirkich besser "grippt",
wäre es mit persönlich wert ;) so aus meiner jahrelangen wintererfahrung heraus.

stand der roller auch die ganze nacht über drausen bei den -20? oder in einer garage (oder ähnlichem)?
wenn ja , von welcher marke ist die batterie ?


grüße mauzii :D

PETER 2
25.02.2012, 12:02
Hallo ***125***

Ich hatte den ELYSTAR 125,welcher ja der Vorgänger des CITYSTAR ist.
Auch der war sehr Seitenwind empfindlich,was Du geschrieben hast diesbezüglich kann ich voll bestätigen.
Das war eigentlich alles,was ich an dem ELY zu bemängeln hatte.

Was mich interessieren würde : welche Michelinbereifung hast du drauf ?!?

Fahre jetzt auf dem Satelis 125 die CITY GRIP von Michelin und bin sehr zufrieden damit.

LG Peter

***125***
05.03.2012, 14:33
Hallo zusammen,

noch ein paar Worte zur Bereifung meines Citystars.

Es sind noch die original von Peugeot aufgezogenen Michelin Pilot Sport SC.

Natürlich sind Gullideckel, insbesondere nasse und in Kurven befindliche, nicht das erfreulichste was dem Mopedfahrer begegnen kann. Da ich nun aber seit vielen Jahren immer die gleiche Strecke zur Arbeit fahre, kann ich ganz gut die einzelnen Reifentypen in solch unschönen Situationen vergleichen. Und da muß ich leider feststellen, der Michelin beginnt um einiges früher zu rutschen als alle bisherigen! Ob mein bevorzugter Heidenau mit dem Citystar harmonisiert, kann natürlich niemand voraussagen. Hier hilft halt nur das ausprobieren.

***125***