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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Kisbee Roller Test im Ethanolbetrieb (E10 - E35 - E85)



rol21
21.08.2013, 01:19
Kurzer Erfahrungsbericht zum Betrieb eines Kisbee Rollers (Bj. 2012, 4-Takt, ca. 2000 km Laufleistung) mit Ethanol als Kraftstoff.

Der Kisbee Roller (4Takt) ist von Peugeot für E10 Kraftstoffe zugelassen.*
(E10: 10% Ethanol, 90% Benzin).

Mit E10 Kraftstoff läuft der Roller auch erwartungsgemäss ohne jegliche Probleme (kein Mehrverbrauch oder Leistungsverlust, eher Leistungsverbesserung (gefühlt, subjektiv -> ausprobieren!)).

Aufgrund dieser Erfahrungen habe ich das Maschinchen mal herausgefordert:
Da es 'um die Ecke' eine Sprint Tankstelle mit E85 Zapfsäule gibt - habe ich als Experiment mal direkt 1,5 Liter davon in den (fast leeren Tank) gezapft.

Resumee wie erwartet (nach dem Verbrauch des Sprits in den Leitungen):
Springt schlechter an, läuft nach dem (Kalt-) Start mit niedriger Drehzahl aber leise und nimmt sehr zögerlich Gas an (insbesondere während der Warmlaufphase).

Vorteil aber: Selbst nach Kaltstart kein/kaum Benzingeruch.

-> Läuft also grundsätzlich aber eingeschränkt mit E85, das Gemisch ist dafür einfach zu mager abgestimmt. Hier wäre für den dauerhaften Betrieb definitiv eine Anpassung notwendig, sonst läuft der Roller lediglich im 'Notlaufmodus'.

Daher habe ich heute auf dem Arbeitsweg umgehend ca. 2l Super nachgetankt (-> nun ca. E35 Gemisch im Tank) -> Läuft einwandfrei.

Der Preisvorteil bei E85 ist auch nur marginal, aber diese Zeiten werden sich evtl. ändern...

Grüsse, rol

--
* Die Einwendungen der Mineralölindustrie/Lobbyverbände 'E10 schädigt den Motor' etc. teile ich so nicht, daher hier keine Berücksichtigung.

mauzii
21.08.2013, 19:06
ich weis jetzt garnicht ob der roller überhaupt eine freigabe für E85 hat.
mach dir nur deinen motor nicht kaputt bei so spielereien .

Trekki76
21.08.2013, 22:19
Mit E85 hab ich beim 2T folgende Erfahrung gemacht:
Ab ca 18°C lief der Roller mit E85 einwandfrei, egal ob warmer oder kalter Motor.
Darunter gab es starke Probleme beim Gasgeben.
Motor / Vergaser Original, lediglich die Gemischschraube etwas fetter eingestellt.
Mehrverbrauch ca 0,5L / 100km, bei starken Steigungen ging die Endgeschwindigkeit um ca 5km/h mehr runter als bei E10.
Motorengeräusch auf gerader Strecke etwas leiser, Steigung gleich laut.
Bei Vollgas in Gefälle war der Motor kaum zu hören.


An der Kisbee möchte ich das derzeit noch nicht testen, hab erst 1500km drauf.
Ist aber schon in der Überlegung gewesen.
Hier müsste eve. an der Hauptdüse/Nadel was geändert werden.

Bei meinem PKW tanke ich E85 seit 3 Jahren im Sommer mit max 50% bei.
Kein Leistungsverlusst, Mehrverbrauch ca 0,5 - 1 L (Ford Fiesta)
Bei einem L-Preis von ca 1,06€ kann man den Mehrverbrauch verkraften.
Nach der ersten Beimischung ist mir folgendes aufgefallen: Motor lief nach rund 50km merklich leiser. Da E85 eine höhere Reinigungsleistung hat, vermute ich mal, das der Motor ne "Grundreinigung" bekommen hat (vorher rund 70.000 auf der Uhr)

Übrigends: E85 hat ca 120 Oktan.
Aral & Shell werben mit 100 Okton bei V-Power etc und nehmen extra Kohle dafür, E85 kostet viel weniger und hat mehr.

@ rol21:
Hat deine Kisbee noch die Gemischschraube am Vergaser, oder auch schon die elektronische Regelung (2poliger Kabelanschluß an Saugstutzen-Seite [nicht die Choke-Strippen, sondern separate])?

mauzii
22.08.2013, 18:56
Da E85 eine höhere Reinigungsleistung hat, vermute ich mal, das der Motor ne "Grundreinigung" bekommen hat
naja das ist ja das gefährliche für den motor.
die zylinder-innenwände müssen ja gut geschmiert werden.
eine reinigende wirkung löst theroretisch den schmiereffekt des motoröls auf oder reduziert diesen stark.
zu dem steht ethanol im verdacht die dichtungselemente anzugreifen,zumindestens die gummi/kautschuk elemente.

dichtungen aus silikon wären da resistenter,werden aber bei diesen fahrzeugen aus kostengründen nicht verbaut.

mauzii
22.08.2013, 19:28
Übrigends: E85 hat ca 120 Oktan.

naja nicht ganz 104 sind es
ist ja kein rennbenzin.

weis du was die oktanzahl zu bedeuten hat?
die werbung spielt uns unheimlichen blödsinn vor um kasse zu machen.
bei unsere "einfachen" motoren spielt das ja fast keine rolle .
seit es hier kein normal benzin mehr gibt sowieso.
wer es noch nicht kennt :

http://de.wikipedia.org/wiki/Oktanzahl

rol21
22.08.2013, 22:53
naja das ist ja das gefährliche für den motor.
die zylinder-innenwände müssen ja gut geschmiert werden.
eine reinigende wirkung löst theroretisch den schmiereffekt des motoröls auf oder reduziert diesen stark.
zu dem steht ethanol im verdacht die dichtungselemente anzugreifen,zumindestens die gummi/kautschuk elemente.

dichtungen aus silikon wären da resistenter,werden aber bei diesen fahrzeugen aus kostengründen nicht verbaut.

Ist auch alles eine Abwägungssache.

Die kolportierten Warnungen vor Ethanol im Kraftstoff ('könnte Dichtungen kaputtmachen', 'Mehrverbrauch möglich', 'Aluvergaser korrodieren', 'Garantieverlust') haben deutlich zu einer Ablehnung von Biokraftstoffen geführt (Bsp.: 'Drecksbrühe', 'kommt mir nicht in den Tank', 'ich tanke keine Lebensmittel', 'die Mexikaner haben keinen Mais mehr', etc.). Gleiches Spiel z.B. beim Pflanzenölbetrieb (PÖL, nicht 'Biodiesel') im Diesel (jahrelang getankt in meinem T4 Bus, bis die PÖL Tanke um die Ecke aufgrund der Energiesteuer (vorher Mineralölsteuer) und der Mehrwertsteuer aufgrund des entfallen Preisvorsprunges dicht machen musste).

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Die technischen Risiken (kurz):

- Die reduzierte Schmierwirkung von Ethanol ist beim 4-Takt eher unwichtig, da die Schmierung durch die Ölpumpe aus dem Sumpf erfolgt. Bei älteren Zweitaktern (ohne Ölreservoir) ergibt sich allerdings das Problem der schlechten Mischbarkeit des Zweitaköls mit dem Ethanol.

- nicht oder unvollständig verbranntes Ethanol kann durch die Kolbenringe in die Ölwanne sickern und dort das Öl verdünnen. Auch ist Ethanol 'azetrop' (bindet bis zu 4% Wasser) und kann die Schmierwirkung verringern. Allerdings wird sowohl Wasser als auch Ethanol im Öl spätestens bei der nächsten Warmfahrt spurlos aus dem Öl verdampfen, bei Benzin genauso, es verbleiben aber Verbindungen im Öl.

- Agressivität von Ethanol: (mal etwas salopp formuliert)
Sowohl Benzin als auch Ethanol (->'Spiritus') sind beides Lösungsmittel, die Kunststoffe, Dichtungen angreifen können.
Mal einen Tropfen Spiritus beim Fensterputzen auf den Fensterlack auftragen, löst aber i.d.R. weniger aggressiv als Reinigunsbenzin...

- Käuflicher Spiritus (ist i.d.R. Ethanol >90%, dentaturiert, um ihn für den menschlichen Genuss untauglich zu machen), ist aber (mal abgesehen von Alkohol) nicht gesundheitsgefährdend.
Benzin hingegen dürfte z.B. deutlich die Dichtungen im Körper angreifen :rolleyes:

- Der Flammpunkt von Ethanol liegt bei ca 15 Grad, Benzin deutlich geringer, daher die Kaltstartprobleme insbesondere im Winterhalbjahr bei Ethanolbetrieb. Daher wird hierzulande meist E85 verkauft, damit der geringe Benzinanteil früher zündet und den Ethanolanteil mitzieht. Es gibt aber auch Alternativen wie Vorwärmung vom Vergaser oder Ethanol oder ein kleiner extra Benzintank nur für die Start- und Warmlaufphase, der umgeschaltet wird.

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Mein E35 Gemisch von vorgestern (s.o) hat nun weitere 100 km ohne Probleme gefahren -> zumindest jetzt im Sommer ist das mit dem Kisbee 4-Takt kein Problem.

Ich habe auch keinerlei Bedenken bzgl. der Motorhaltbarkeit (s.o.), in China fähren Millionen von diesen Quingqi (http://www.qingqi.com.cn/en/product_show.aspx?id=168)Motörchen seit Jahren ohne Probleme im Ethanol-Mischbetrieb herum.

In Brasilien fertigt auch Volkswagen, und die ältesten Modelle (Passat, etc.) fahren dort seit über 40 Jahren mit reinem Ethanol und die neueren Modelle bereits im 'FlexFuel' Betrieb, d.h. die Zündung/Einspritzung wird auf beliebige Mischungen angepasset, geht also grundsätzlich.

Selbstverständlich: Risiken sind nie ausgeschlossen, also auf eigene Verantwortung.

Gerne hier weitere Erfahrungen, Grüsse

mauzii
24.08.2013, 09:27
mir selbst geht es ja hauptsächlich darum, das die fahrzeuge was wir fahren, meist nicht für den betrieb von solchen ethanol gemischen ausgelegt sind.
das volkswagen anders kann , weis ich ja .aber das ein golf z.b. den ich hier kaufe , nicht unbedingt in brasilien tanken kann ohne probleme zu bekommen.

ob die china motörchen ev. bei der konstruktion schon darauf ausgelegt sind mit ethanol zu fahren, könnte ich mr durchaus vorstellen.
wenn nicht , und man hätte einen schaden , ist vor ort auch schnell ein neuer gekauft und durchauf billiger als hier.

"- Die reduzierte Schmierwirkung von Ethanol ist beim 4-Takt eher unwichtig"
ich denke daß das doch wichtig ist, weil die schmierung ja die zylinderlaufbuchsen schmiert.
also das eigendliche herzstück des motors, und gerade da die schmierleistung durch verdünnung zu reduzieren,
wäre nicht so ideal. den vergleich mit benzin und ethalon kann man ja auch selbst machen.
eine glasschale erst einwenig richtiges benzin (kein waschbenzin)rein geben, dies ist wenn man den finger reinhebt ,
von natur aus schon etwas ölig, gibt man ethanol nach verdünnt es sich sehr stark und die öligkeit des gesammten in
der schale nimmt stark ab.

woraus ethanol gemacht wird ist mir im prenzip egal.
würden die hersteller garantieren , und damit meine ich garantie übernehmen ,das die motoren voll 100% ethanol tauglich sind
wäre es ja kein problem. damit meine ich natürlich das man dann auch 100% ethanol tauglichkeit haben sollte.
nur eine E10 tauglichkeit ist nicht zukunfts weisend, wenn schon dann richtig.
volkswagen kanns doch , setzt es aber hier zu lande nicht ein.

biodiesel
das macht ja weniger probleme, mein T4 würde ich gerne damit füttern , da gibt es nur bedenken wegen den dichtungen.
natürlich auch im winter wegen der zündfähigkeit, diese läse sich ja mit einer kraftstoff vorheizung lösen,
und der aufwand wäre auch nicht do immens.
in bayern kann man ja an seltenen stankstellen rapsöl tanken.

rol21
29.08.2013, 21:36
Update: Erster Tank mit E35 (153km Fahrstrecke) ist nun leer.

Zum Verbrauch: 2,80 Liter E35/100km

-> Also nichts 'von mehr als 10% Mehrverbrauch' zu spüren, hier das Log dazu:

Streckenprofil war immer vergleichbar, Stadtverkehr. Klar, die Einfahrphase wurde etwas moderater angegangen.

Verbrauch Kisbee:
- zunächst Kraftstoff Super:
20km - 160km -> 3l/100km
160km - 300km: 2.51l/100km
300km - 474km: 2,71l/100km
- seit der ersten Wartung nur noch E10 getankt:
610km - 747km: 2,99 l/ 100km
(keine Aufzeichnungen dazwischen)
- Testlauf: Kraftstoff E35 ab km 1880:
1880km - 2033 km -> 2,80l/100km

Auch Leistungsverlust oder eine reduzierte Höchstgeschwindigkeit (Limiter testweise aus) war nicht zu verbuchen.
Allerdings bilde ich mir ein leicht schlechteres Kaltlaufverhalten ein: Daher ist zum zeitnahen Vergleich nun wieder E10 im Tank.

Grüsse

rol21
11.09.2013, 01:09
Daher ist zum zeitnahen Vergleich nun wieder E10 im Tank.

Update bei km 2210 -> Verbrauch doch (noch etwas) weniger als im E35 Betrieb:

Zum Vergleich wieder eine Tankfüllung mit E10:
Verbrauch: 2,69/100km unter gleichen Vorausetzungen (Strecke/Fahrprofil/Jahreszeit/(Limiter deaktiviert)).

Meine Einschätzung/Bewertung dazu:
-> Der Kisbee Roller ist nun 'eingefahren'. (Läuft stetig besser, 'Bremsen schleifen nicht mehr', 'schiebt sich leichter').

Grüsse, rol

Ruedi1952
11.09.2013, 12:28
Mein Kisbee Bj 9/2010 hat jetzt 13403km runter -verbrauch E 10 ziemlich konstant 2,7 - 2,8 ltr jetzt wo es kälter geworden ist.
Heute die Bremsbeläge gemessen noch 4,5 mm Belagstärke vorhanden, an der Bremsscheibe zwar spuren zu sehen aber mit dem Masschieber keine Veränderung messbar.